Herbsttrend: Zweitintelligenz

Intelligente, hochleistungsfähige Roboter – sind schon jetzt ganz alltäglich „Bestimmer“, demnächst (ab 2025) aber auch ganz offiziell unsere Nachfolger als herrschende Spezies auf diesem schicken Planeten. Welche Folgen das für uns hat, sehen wir dann (vermutlich von unterhalb der Radieschen), aber einstweilen gönnen wir uns doch die xte Unterhaltungs-Renaissance des beliebten Sujets – wahlweise mit einem Blech-Balboa namens Atom in einer sattsam bekannten Story (Real Steel), alternativ und weniger haudraufjungsaffin mit einem weiblichen Androiden unter dem Titel Mich gibt´s nur zweimal. Denn wer wünscht sich das nicht, im alltäglich viel zu hohen und von Maschinen vorgegebenen Tempo: Eine/n perfekte(n) Doppelgänger/in, der/die einem die Hälfte der Arbeit abnimmt …

Da wir nicht ganz 110 Millionen Dollar Budget hatten (sondern über den Daumen gezählt 109 Millionen weniger), konnten wir uns auf eine nach gusseisernen Regeln prima erzählte Story verlegen und in Sachen Effekte einfach ein bißchen schlauer sein als die unerreichbare Konkurrenz von drüben. Und wie gut das dann doch alles gelungen ist, lässt sich am Dienstagabend im Programm von Sat.1 besichtigen.

Mich gibt´s nur zweimal – Dienstag, 30. 10. 2012, 20.15 h, Sat.1, mit Valerie Niehaus und Oliver Mommsen. (R: Oliver Dommenget, B: Dagmar Rehbinder & yours truly, produziert und betreut von Anne Karlstedt (Sat.1) und Doris Büning (Cinecentrum Berlin).)

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Urheberrechtspiraten, lernfähige!

Ich nehme zwar nicht alles zurück, aber doch … immerhin … da ist was angekommen, sowohl in Sachen Urheberrecht als auch in Sachen Zeche. Erfreulich.

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E-Löschpapier (Künstlerdämmerung #10)

„Aber du kannst doch nicht den tödlichen Gebrauchtbuchhandel geißeln und dann selber deine ungelesenen Lese-Exemplare bei amazon verhökern!“ –„Doch. Weil ich den Erlös sofort dauergeschädigten Autoren zukommen lasse.“ – „Ach ja? Wem denn? Wie denn?“ – „Mir.“ – „Aha. Vorbildlicher Denkfehler.“

(Denkpause)

„Weißt du, was die Lösung ist?“ – „Dass Du empathischer Alleinweltherrscher wirst, schon klar, nur blöd, dass du nicht General gelernt hast …“ – „Nee. E-Löschpapier. In 5 Jahren, wenn alles nur noch  e lesen, bauen wir eine Funktion ein, die den Buchtext nach der Lektüre – löscht.“ – „Hä?“ – „Na gut, nach der zweiten Lektüre, meinetwegen. Wir sind ja nicht fies. Aber sobald die Seiten ein zweitesmal aufgerufen wurden, leeren sie sich von selbst. Für spottbillige 5 bis 10 Euro darf der Leser mein Buch zweimal lesen. Aber wenn er´s öfter lesen will, muss er´s neu kaufen. Wie alles andere. Kaffee kaufst du ja auch jedesmal neu.“ – „Stimmt. Die Alternative wäre doch sehr unappettitlich.“ – „Heureka! Wir sind gerettet! Jetzt muss nur noch irgendwer echtes Papier verbieten …“

Abwegig. Bescheuert. Empörend. Schon klar. Dahinter allerdings die unbeantwortete Frage an alle Piraten und Sparfüchse: Was kaufen wir denn (sofern überhaupt), wenn wir 10 Euro für ein Buch über den Ladentisch schieben? Das Recht, das Buch zu lesen? Na, logisch. Wie oft? So oft wir wollen? Okay. Und kaufen wir für 10 Euro auch das Recht, das Buch nach Lektüre zu … verleihen? Gratis? So oft wir wollen? Auch? Gut. Und es nach dem Mehrfachverleihen weiterzuverkaufen? Oder via amazon zu tauschen? Ja? Also erwerben wir für 10 Euro das Recht, den Urheberstoff beliebig vielen Interessenten zugänglich zu machen, bis das Buch irgendwann aus dem Leim geht, korrekt? Sprich: pro Kauf bis zu 30 Mitlesern (weil unsere Hersteller sehr schöne haltbare Bücher machen), ergo: pro erreichtem Leser kriegt der Verwerter 10 Euro abzgl. Mwst. : 30 = bummelig 30 Cent, und von diesen 30 Cent kriegt der Autor 5%, also – 0,016 Cent pro Leser? Gut. Verstanden.

Hab ich mir jetzt mein Attest für irrsinnige Ideen wie e-Löschpapier verdient?

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Prima Klima weltweit

Man findet doch immer einen, auf den man mit den Worten zeigen kann: „Das soll aber erst mal der machen. Dann mach ich auch mit.“ Meist irgendwen, der mehr Geld hat. „Wenn Ackermann sich nicht mehr die Taschen vollmacht, hör ich auch auf, beim Lidl zu klauen.“ Aber nicht vorher. Erst der. Und die. Und überhaupt: auch mein Nachbar.

Das Lied ist alt und öde, aber öfter gesungen als White Christmas und Yesterday zusammen. Und ich weiß nicht, ob ich altersmild amüsiert sein soll oder schwer genervt, wenn mir engagierte wohlhabende Bundesverdienstkreuzträger von ihrem Frust über die ihre schwerreichen Bekannten erzählen, die mit den Lidl-Gaunern im Chor singen. Denn auch die Reichen kennen ja immer einen, der noch reicher ist als sie.

Abgekürzt: Machen wir doch einfach mal mit. Obwohl Ackermann mehr Geld hat als wir und die anderen auch. Machen wir trotzdem mit. Und zwar bei Dr. Karl Peter Hasenkamps seit zirka 20 Jahren bestehender Initiative „Prima Klima Weltweit.“ Voraussetzung ist a) der Wunsch, unseren Kindern eine wenigstens klimatisch halbwegs bewohnbare Welt zu hinterlassen und b) ein IQ über Zimmertemperatur. Wer beides mitbringt und obendrein für denkbar hält, dass die von uns Menschen angerichtete Erhöhung des Co2-Gehaltes in der Atmosphäre nicht sooo toll ist, verfolgt logischerweise das Ziel, seine eigenen „Emissionen“ zu reduzieren oder gar zu „nullen“. Die Feelgood-Fraktion kauft dann hochgiftige Quecksilberbirnen und duscht seltener, die ganz Bequemen blubbern was von „Fortschritt ist unterwegs“, staatlicher Intervention, Wissenschaft und Carbon Sequestering, und setzen auf  Kohlekraftwerke, die über 60 Jahre am Netz bleiben müssen, aber die in echt Smarten erinnern sich an Bio, 5te Klasse, Photosynthese: Pflanzen atmen Co2. Und binden Co2.

Wie viele Bäume man pflanzen muss, um den eigenen – privaten – Co2-Fußabdruck zu egalisieren, lässt sich vergleichsweise simpel errechnen. Zum Beispiel, eben, auf der Webseite von Prima Klima weltweit. Und binnen zirka einer Minute weiß man dann auch, wieviel die Aufforstung kostet.

Für einen Normalverbraucher und mehr oder weniger Vielflieger nebst Familie kommen da leicht 200-400 Euro im Jahr zusammen. Also so gut wie nichts. Und die überweisen wir dann nach minutenschneller Errechnung an: Prima Klima weltweit. Weil die sich dann um den Rest kümmern. Die Bäume nämlich, die neuen.

Und wer nicht mitmacht, singt bitte weiter laut das alte Lied, gern ergänzt um den häßlichen Rap: „Ja, da hab ich jetzt aber gar kein so dolles Vertrauen gehabt in diesen Hasenkamp, weiß ich doch gar nicht, was so´n DZI-Spendensiegel wert ist, und außerdem hat das doch sowieso keinen Sinn, wenn da nich alle mitmachen.“

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„5 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich“

Guter Titel, hilfreicher Untertitel: „Die 100 bekanntesten Bücher im Urteil der Leser“, wobei jene Leser frei erfunden sind, nicht sonderlich zahlreich, aber dafür schön repräsentativ – haben also höchstens keinen Geschmack, aber garantiert keine Ahnung von dem, was sie da loben oder verreißen. Eine hübsche Idee, routiniert getextet* – läuft sich aber trotzdem nach spätestens 20 Seiten tot und ist daher im Waschraum bestens aufgehoben, zur gelegentlichen Kurzlektüre. Fragt sich obendrein, wer hier eigentlich die Zielgruppe sein soll, denn der/die/das normale „bücherwürmIn0815“, wo ganz kriterienlos seinen like/dislike-Blödsinn im Sternchenkosmos absondert, ist ja in der Tat erfrischend fies getroffen und entlarvt. Findet der das dann trotzdem gut? Weil er meint, ausgerechnet er/sie wär nicht gemeint – sondern nur die anderen?

Na, warten wir mal auf die Sternchen der Jury. (Stand von heute, aus dem Multiversum amazon: 2,5).

* von Hanske, Höfler, Raab und Schrenk, als Rowohlt TB für 8.99 € im Fachhandel.

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Tödlicher Gebrauchtbuchhandel (Künstlerdämmerung #9)

Marktranzparenz ist doch was Feines. Für den Konsumenten. Weshalb sich Versicherungs-, Handy- und Energieanbieter so viele lustige Tarife ausdenken, die kein Mensch versteht. Im Fall Buch lässt sich das allerdings nicht machen, das mit den Nutzungstarifen, und so ist die Transparenz prima: für sparsame Leser. Allerdings eine mittlere Katastrophe für Handel und Autoren (sofern sie eben keine Mega-Bestseller schreiben, sondern „nur“ von ein paar Zehntausend Menschen gelesen werden).

Exemplarisch? Okay. Der komfortable Buch- und TV-Einkäufer „rebuy“ bietet dem verkaufswilligen Buchbesitzer z. B. 1,07 € für ein gelesenes Exemplar von „Prophezeiung“. Das ist gut für alle. Es schafft Platz im Regal des Lesers, ohne dass der sich auf einen verregneten Flohmarkt stellen muss, dazu kriegt der Gute dann auch noch einen trockenen Euro auf die Hand, und rebuy bietet das Hardcover dann bei amazon für 2,50 & 3 Euro Versand an, bei tatsächlichen eigenen Versandkosten von 1,20, kommt also unterm Strich ebenfalls auf seine Kosten und Erlöse pro Transaktion – und der neue Lesewillige hat für 6,50 ein gutes oder sehr gutes Exemplar (statt dafür die normalen 19,95 zu bezahlen). Fein. Win-win-win-Situation.

Draußen bleiben selbstredend Buchhändler, Verlage und Autoren, denn die verdienen an dem Tausch ja nicht mehr mit. Haben sie ja auch schon. Beim ersten Mal. Nur funktionierte das ganze Geschäftsmodell der Erwähnten eigentlich fundamental anders, nämlich nach Großvaters Regeln. Denen aus der Zeit vor dem Web 2.0. Denen, die schlicht besagen: Wer dieses tolle Buch einigermaßen frisch lesen möchte, der bezahlt dafür bis Anfang 2013 19,95 €, denn nur so können Verlag, Buchändler und Autor von der Herstellung der Werke leben. Was eben auch zwingend bedeutet: Nach Gebrauch verbleibt das Buch im Käuferschrank oder wandert in den Müll. Oder nach 3 Jahren in die Flohmarktkiste. Wer das Produkt unter dem von Urheber und Verwerter festgesetztem Preis kaufen will, muss also drei Jahre warten und hoffen, dass er zufällig den richtigen Flohmarkt findet, sprich: wer das Buch interessant findet und lesen möchte, muss es binnen der ersten 2 Jahre nach Erscheinen zum regulären Preis kaufen. Eben: für 19,95 €. Nach 2-3 Jahren haben dann Urheber und Verwerter hoffentlich ihre Miete aus diesen 19.95-Verkäufen verdient – und können die Preise senken, indem sie Taschenbücher drucken, die den Flohmarktanbietern angemessen Konkurrenz machen.

Das funktionierte. Eben so. Denn Bücher sind zu billig, sowieso. Aber unter den radikal veränderten Marktverhältnissen ist sogar dieses billige Jammern obsolet, denn – siehe oben. Und bei einem „normalen“ Buch, also einem, das sich vom Start weg in einer Zahl von 3.000-5.000 Exemplaren in den Markt bewegt, besteht nicht die geringste Kundensorge (resp. Autorenhoffnung), dass das Angebot an exzellenten Gebrauchten beizeiten kleiner werden könnte als die Nachfrage, denn es reicht zur Marktsättigung vollständig aus, wenn sagenwirmal 100 der aussprünglich ausgelieferten 3.-5.tausend Exemplare „drehen“, also zu beständig niedriger werdenden Preisen wieder und wieder weiterverkauft werden.

(Und, nein, es gibt keine wenigstens rettungsringende „Gema“, die erfasst, wie viele Leser mitlesen und dann Buchfunkgebühren an die Urheber verteilt. Und, nein, die Kopierabgabe der VG Wort kann das auch nicht erfassen, es wird ja nichts kopiert …)

Von „Prophezeiung“ sind schätzungsweise 200 Lese-Exemplare gedruckt und gratis verteilt worden, außerdem ein paar hundert Rezensionsexemplare für die Redaktionen des Landes. Das sollte also reichen, um bis zirka 2050 weitere Einnahmen für Verlag, Buchhändler und Autor wirksam zu unterbinden.

Wie, ich soll aufhören zu jammern und mir einen anständigen Beruf suchen? Ja. Okay. Hab ich doch schon gemacht, Mensch, wie alle Autoren, die Miete zahlen müssen, Familien haben und ihre Marmeln noch beisammen. Wir machen das jetzt nur noch in unserer Freizeit, schreiben, und der Leser wird´s nicht mal merken, denn dem bleiben ja die anderen Autoren, die kinderlosen, die nicht rechnen können oder Millionenerben sind oder selbst noch bei ihren Eltern wohnen. Sowie Martin Walser.

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P.S.: Urheberrecht und Fake Hype

Putzig. Und beides auf Piraten-Terrain, auf dünnen Brettern über nicht tragfähigem Element, zum Thema Julia Schramm, das böse Random House und wie man einen PR-Shitstorm aus der Retorte entfesselt resp. -faselt. Aber lesenswert in allen Windungen, und die überwiegend kompetenzfreien Kommentare – erst recht.

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