Four Lions

Gut, das hab ich jetzt davon. Eine von diesen Szenen, die man nie wieder aus dem Kopf kriegt. Wie die Fahrradflucht aus „Is was, Doc?“ oder Dirty Harrys „Go ahead, make my day“. In diesem Fall (medium spoiler …): die Frage von Sleeper-Terrorist Barry an den Osama-Lookalike-Terroristen Faisal, wie der das denn geschafft haben will, Hunderte Liter-Flaschen Wasserstoffperoxid in der gleichen Drogerie zu kaufen, ohne die Terrorzelle zu verraten, worauf Faisal erstmal antwortet, er sei ja mehrmals gegangen und zweitens, weil Barry das ganz und gar nicht überzeugt: „Ich hab meine Stimme verstellt“.

Von wegen „Funny“ – Die Vollpfosten-Terrorkomödie Four Lions ist so zirka der komischste Film der letzten paar Jahre. Und sollte jemand nicht wissen, wie man den am besten weiter empfiehlt, empfehle ich: „Absoluter Knaller“.

Warnung: Das Original ist eine ziemliche Mundart-Zumutung. Aber die deutsche Version erscheint im September, zum 10ten Jahrestag des 11. September. Der Terror macht manchmal Pause, aber das Marketing schläft nie.

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Schreibregeln

Verblüffend … die ersten drei von Altmeister Elmore Leonard10 rules of writing“ lauten: 1) beginne nie ein Buch mit dem Wetter, 2) vermeide Prologe, 3) verwende nie ein anderes Wort als „sagte“, um Dialoge zu transportieren. Andreas Winkelmanns Blinder Instinkt“ beginnt (im Prolog) mit dem Sommerwetter, und auf den folgenden 400 Seiten kommt „sagte“ möglichst selten vor, denn die Figuren machen alles mögliche – murmeln, rufen aus, brüllen, beginnen, unterbrechen, keifen. Letzteres dann auch gern „allzu lebendig“, was gegen Regel # 4 verstößt. Leonards Regel # 5 – eisern – lautet: maximal zwei oder drei Ausrufezeichen pro 100.000 Worte, Winkelmann schafft lässig drei bis fünf pro Seite, und Regel #6, gegen die zu verstoßen schlicht und ergreifend hochnotpeinlich ist, lautet: „Verwende nie das Wort plötzlich.“ Der Kombi-Verstoß gegen 5 & 6 ist besonders unschön und geht so:

„Plötzlich hinter ihm ein Geräusch!“

Aber kritisch ist daran nur dies: Leonard, großer eleganter Meister des kriminellen Romans und weltweit geschätzt, hat in Deutschland nie sonderlich viele Leser gefunden. Winkelmann hingegen steht zirka auf Platz 1 der deutschen Bestsellerlisten. Merke also: Wer mit „Genre“ in die Charts will, der meide Stil und handwerkliches Können.

Sowie Originalität, denn was Winkelmann in seinem „Thriller“ erzählt, ist bloß wieder die gleiche Story wie immer, sinngemäß: Ihr Nachbar, totalperversgestört, hat eine Menge Leichen im Keller, bevorzugt Kinder- oder Frauenleichen, und ein paar blasse Polizisten und Heimwerker werden ihn am Ende erledigen. Das kann man vermutlich problemlos beim Bügeln lesen, wenn einem resp. einer gerade nicht nach Lore-Romanen ist.

Angehende Autoren merken sich aber, bitte: bloß nicht schreiben lernen. Nicht mal von den großen Genre-Autoren. Stattdessen: Schlechte Groschenroman-Plot recyclen, mit Prolog im Sommer oder Winter anfangen, platte Dialoge mit reichlich „sagte sie mit beklommenem Unterton“ erklären und

Bitte!

Die dauernden plötzlichen Ausrufezeichen!

Nicht vergessen!

Leonard, Elmore: 10 rules of writing, 96 Seiten, Morrow 2007, ab ca. 13 € (aber auch kostenfrei und illustrationslos überall im Netz)
Leonard, Elmore: Road Dogs, dt. bei Eichborn, 2010, 303 Seiten, 19.95 €
Winkelmann, Andreas: Blinder Instinkt, Goldmann 2011, 416 Seiten, 9.95 €
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Vorsorgeuntersuchung

Statt schon wieder 450 eigener Seiten zum Thema „Natur ist kein Streichelzoo“ und „Unsere sorglose Hybris bringt uns noch um“, erlaube ich mir hier lediglich den Hinweis auf den klugen und kurzen Alternet-Kommentar Tsunami and Nuke Deaster: How human arrogance intensifies suffering inklusive der schlichten Wahrheit:

„It is the collision between a natural hazard and human society and economy that creates the disaster. (…) Japan’s tragedy (…), stems more from the hubris of overdevelopment.“

Könnte von Edward Heller sein. Ist aber von Arun Gupta. Ebenso wie der abschießende warnende Ausblick (nicht von Thilo Beck):

„In the case of climate change, which is likely to reshape our world with unimaginably dire consequences, one “solution” gaining traction is geo-engineering. Geo-engineering is based on the assumption it’s too difficult to shift human society toward a low-consumption, shared economy. Instead, keep on driving those SUVS to big-box retailers to fill your McMansion with more crap because we will just re-engineer the earth to adapt it to global warming and our rapacious consumer economy.

It sounds like a joke, except that some of the biggest billionaires in the world, such as Bill Gates, are throwing their wealth into far-fetched schemes to re-engineer the earth, the oceans and the atmosphere. When something goes wrong, as it inevitably will, it will make plugging an undersea volcano of oil or cooling a runaway nuclear reaction seem like child’s play.“

Auch wenn die Frage, in wie weit „wir“ überhaupt auf Katastrophen vorbereitet sind, noch nicht allzu laut gestellt wird vor lauter schockierender Katastrophen, empfehle ich entspannten Buddhisten mit optimistischem Blick auf die nächsten Inkarnationen z .B. ein schlichtes Googlen des Begriffs „Lükex“. Das nämlich bedeutet, ganz neologistisch, LänderÜbergreifende KatastrohenEXercise und findet alle paar Jahre statt. Letztes Jahr wurde Bioterror am Flughafen simuliert, dieses Jahr steht „Zusammenbruch der Netze wegen Cyber-Warfare“ auf dem Programm.

Sofern ich meine auf dem Weg zur „Prophezeiung“ befragten Experten richtig verstanden habe, waren in der Vergangenheit nicht nur die Szenarien Desaster, sondern auch der jeweilige Übungsgausgang. Berichtet wurde und wird darüber nicht, allenfalls lokal als Mehrzeiler mit erhobenem Daumen („prima gelaufen!“), und beruhigend ist ja immerhin, dass die Teilnehmer im internen Chat darauf hinweisen, bei allen Macken und Fehlern schon bei den leichesten Übung unsererseits werde ja bei uns immerhin überhaupt was geübt, gelegentlich. Denn unsere europäischen Nachbarfreunde finden schon so was ja völlig affig, teuer und typisch german ängstlich und vertrauen doch lieber auf das klassische: Wird schon.

Na. Dann können wir uns ja locker machen. Falls irgendwas aus Frankreich oder der Tschechei strahlt, machen wir einfach die Grenze dicht und lassen die Strahlung nicht rein.

„Barilla-Nudeln sind gerade im Angebot, beim Edeka.“ (Edward Heller)

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Vorschau: Wikileaks, Secure-Line-Gate (Mitte April 2011)

„Wir fliegen da jetzt hin und schießen die zusammen, fertig. Die Gelegenheit ist günstig, und wir lassen uns doch nicht am Ende von den Chinesen das Öl wegkaufen, das wir zum Windräderbauen brauchen.“ (Sarko im Telefonat mit Barack, 19. März)

„Wir nehmen das zähneknirschend zur Kenntnis, weil wir die Alternative Dritter Weltkrieg derzeit noch scheuen.“ (Hu im Telefonat mit Putin, 19. März)

„Wir möchten weiter in Frieden und mit sicherer Rente dank afrikanischer Zinszahlungen auf der Aida fahren, und alle Menschen sollen gesund und fröhlich sein.“ (Rolf Habermann, Jahrgang 43 zu Nachbar Hermann Schütz, Jahrgang 41, 20. März, telefonischer Bericht aus dem Mittelmeerraum).

„Als entscheidender Profiteur des Wirtschafts- und Ausbeutungssystems nehmen die positiven Effekte des Bombardements gern mit, schicken aber keine Jets, weil wir Angst haben, dass der Krieg sonst auch hierher kommt.“ (Guido Westerwelle mit Redenschreiber Elmar Hörschl, übend für PK, 19. März)

„Unheimlich smart, diese Deutschen.“ (Rest der Welt, ab 22. März)

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Informationspolitik

… jenseits der japanischen Katastrophe, die uns neben schrecklichen Bildern von platzenden Atomkochtöpfen vor allem Bilder bewunderswert tapferer Menschen in die mollig ölbeheizten Wohnzimmer trägt … (im phantasiebegabten Hirn schwingt die Frage mit: Wie würden wir uns verhalten, träfe uns ein solcher Schicksalsschlag? Etwa wie die heldenhaften Japaner? Oder doch eher wie die Irren?) … jenseits von all dem die unweigerlich sich aufdrängende Rechenexempelfrage:

Wenn wir 7 unserer Kernkraftwerke „vom Netz“ nehmen können und trotzdem nirgendwo morgens um 8 das Licht aus bleibt … heisst das: Wir produzieren normalerweise selbst unter „Versorgungssicherheitsgesichtspunkten“ alltäglich 7 AKW-Ladungen Strom zu viel?

Beruhigend.

Beunruhigend: Spätestens in 8 Wochen erzählt uns die heitere Polit-und-Energielobbymischpoke wieder ungestraft 7 x 24 Stunden/Woche den gleichen Unfug wie vor Fukushima.

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Peak Coffee (Weckruf)

„Spitzenwissenschaftler warnt: Kaffeeproduktion durch Erderwärmung gefährdet.“ (Climate Progress)

Das ist doch mal eine aufrüttelnde Schlagzeile. Jetzt wird´s ernst, Global Warming, jetzt hast du Dich mit den falschen Leuten angelegt, nämlich circa 600 Millionen Kaffeesüchtigen aus den westlichen Fußgängerzonen. So haben wir nicht gewettet! Zieh dich warm an, Klimawandel!

Na, wenn das jetzt nicht auch dem Letzten klar macht, was uns droht …

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10,8 Billionen Euro

… bis 2040. Das ist die Summe, die die EU laut gestriger Ankündigung in den „Klimaschutz“ zu stecken gedenkt (exemplarisch zusammengefasst z. B. in der Zeit) – wobei mit Klimaschutz eben nicht der Abbau von 7 Tage/Woche Wurst aus methanfurzendem Nutzvieh gemeint ist, sondern irgendwas anderes, vermutlich … neue Kohlekraftwerke, 60 Jahre garantierte Laufzeit, mit Carbon-Catch-22-Staubsaugerbeutel dran, obwohl keiner den Inhalt des Beutels lagern kann oder will.

Ach, herrlich. Wir geben unser letztes Hemd für die Rettung der Erde. Nicht unbedingt „der Welt“ oder „der Menschen“, denn die brauchten ja nur 50 Milliarden Euro p. a. für ein glückliches Nichtverhungern, nein, wir retten … die Erde. Vor allem.

Für 270 Milliarden Euro im Jahr? Hab ich da irgendwas falsch verstanden in Sachen Gürtel enger, Kassen leer, Staatsverschuldung usf.? Hätt ich doch nur besser zugehört in Makro- und Mikroökonomie, dann könnt ich den Quark wahrscheinlich genauso fröhlich weiter- und breitertreten wie unsere besten Wirtschaftsredakteure. Beschlossene Sache: Ich mach den Dipl. Kfm. doch noch ganz zu Ende, und den Doktortitel kauf ich mir für 800 Trilliarden gleich dazu, so kurz nach der Währungsreform 2.0.

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