Es sollte doch wohl präziser „Marias Vermächtnis“ heißen, dieses schöne kleine Buch vom Colm Toibin, aber das ist selbstredend nebensächlich. Hauptsächlich ist Marias Sicht auf das Leben ihres Sohnes nicht annähernd so spaßig wie „Das Leben des Brian“ oder Chris Moores „Die Bibel nach Biff“, aber mindestens ebenso bewußtseinserweiternd und obendrein eleganter geschrieben. Man legt´s tatsächlich nicht aus der Hand, es zieht einen hinein und hindurch, und Marias Fazit schmerzt, auch wenn´s hundertmal erfunden ist: „Wenn ihr sagt, dass er die Welt erlöst hat, dann sage ich, dass es das nicht wert war“.
Wer danach auch noch einen Re-Run von Gibsons „Passion Christi“ aushält, bekommt von mir einen Heldenorden (und eine Familienpackung Softies).
Colm Toibin – Marias Testament (Deutsch von Giovanni und Ditte Bandini; Hanser 2014, 132 Seiten, 14.99 €)