Aus dem Meer der fleißig uninspirierten „Same-o-same-o“-Geschichtsbücher ragt frisch eines wie ein junger Leuchtturm, nämlich Yuval Noah Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit“, das den großen Bogen vom aufrechten Gang bis zum hohen Traben mühelos spannt – und dies obendrein mit gehörigem Esprit (sowie, gelegentlich, scharfem Witz). Zu meinem Lieblingsbemerkungen gehört selbstredend die des brillanten Jungprof, dass wir aus der Geschichte absolut nichts lernen können – und dass eben nichts vorhersehbar ist. Es sei denn restrospektiv vorhersehbar, also eben: nicht. (So war eben beileibe nicht „zwangsläufig“ oder im Mindesten „logisch“, dass Spanier und Engländer die Welt beherrschten (und Amerikaner es heute tun). Durchaus häufig nimmt die Geschichte nämlich einen Verlauf, der lausige Lösungen den guten vorzieht – ob VHS, Monotheismus oder Microsoft Word …)
Ach, was für ein herrlicher Denker, der junge Mann! Lesen! Wer da nicht vor lauter Wissensvermittlung in tief entspanntes Nichtwissen gleitet, der braucht wirklich dringend Medikamente.
Yuval Noah Harari – Eine kurze Geschichte der Menschheit (dt. von Jürgen Neubauer, Pantheon 2/2015, 528 S., 14.99 €)