Einspruch. Das deutsche Fernseh war nicht schon immer so ungeheuer lausig und rückständig wie heute – diese Entwicklung verdanken wir der Geburt unserer Privatsender in den Achtzigern, vor allem aber der daraus folgenden, vollends verpeilten Idee unserer öffentlich-rechtlichen, sie müssten um der Quote willen fortan jeden Scheiß mitmachen und das Niveau der Privaten möglichst stabil unterbieten. Das war aber mal anders, kurz vorher, also bis in die frühen Achtziger hinein. Nicht nur wegen „Ekel Alfred“.
Die auch schon fast ganz Alten unter uns erinnern sich nämlich diesbezüglich an das (sogar in Sachen „Quote“ höchst erfolgreiche) Experiment unter dem Titel „Tod eines Schülers“ (B: Robert Stromberger, R: Claus Peter Witt): eine 6-teilige-Miniserie, die den Suizid des Schülers Claus Wagner aus 6 verschiedenen Perspektiven beleuchtet – woraus sich eben immer neue Wahrheiten ergeben, wo man die Wahrheit längst erkannt zu haben glaubte. Das war 1981 formal und inhaltlich stark, und man kann es sich heute noch ansehen (sofern man das bisschen Patina wohlwollend übersieht und sich nicht dran stört, dass das ZDF den längst abbezahlten Stoff teuer und in miserabelster Bildqualität exklusiv auf DVD präsentiert – eigenhändig mit dem iPhone abgefilmte Super-8-Filme sehen jedenfalls allemal besser aus).
Ich erwähne das aber auch nur, weil der Rest der Fernsehwelt eben nicht in den Achtzigern mit Vollgas aufs Abstellgleis abgebogen ist, sondern weiter exzellente Serien produziert. Und aus denen ist das Showtime-Format The Affair ganz entschieden hervorzuheben (created by Hagai Levi & Sarah Treem) – nicht nur, aber auch, weil sie mit den verschiedenen Wahrheiten der Protagonisten mindestens ebenso gekonnt spielt wie die deutsche Antiquität von oben. Und das ist, bis ins Detail, eine wahres Fest – in dramatischer wie in spannender Hinsicht, auf gut Deutsch: a must see.
P.S.: Wer sich dieses komische Prime-Zeug hat andrehen lassen, weil sie/er sowieso den ganzen Tag Bücher und Filme bestellt – da gibt´s den Affären-Stoff gratis.