Ob mein neues Zuhause für eine mehrseitige Bildstrecke in der Landlust reicht?
Wie, nicht stylish genug? Hörnsemal, das ist echtes Karstadt!
Natürlich gebe jedem recht, der jetzt bloß die Achseln zuckt und sagt „Selber schuld“. Denn das hat doch jeder Blinde kommen sehen, schon Anfang 2014, als ich diese komplett irre Entscheidung getroffen habe, mich multimedial als MS-Kranker zu „outen“ – und danach ein ganzes Lebensjahr zu spenden und anderen Frischdiagnostizierten alle wichtigen Informationen an die Hand zu geben, auf das sie sich eben von Anfang an schlauer anstellen als ich.
So was kann ja nur böse enden. Oder eben im Zelt. Weil? Na, weil selbstredend unmittelbar nach diesem Outing meinem Vermieter einfiel, dass er ganz unerwartet und dringend Eigenbedarf hat (so´n MS-Kranker könnt ja irgendwann zahlungsausfallen, auch wenn der total gesund aussieht; weiß man doch; und dann kriegt man den am Ende nicht mehr rausgeklagt!). Gegen so was zu klagen, kostet viel Zeit, viel Geld und viel Nerven, also genau das, was man als MSsie nicht hat. So bleibt also nichts als: Umziehen.
Nur: dummerweise können auch andere Vermieter Google, und die anfängliche Begeisterung über den SCHUFA-Topscore des fast prominenten Interessenten legt sich umgehend, sobald man den im youtube sieht oder einfach über ihn liest. Da könnt man dann zwar als Opfer empört klagen, dass so was echt nicht fair ist, aber beeindrucken wird das niemand, genauer: keine Sau.
So kommt´s, dass man am Ende die Wahl hat zwischen Wohnwagen und Gnade, und Gnade hatte in dem Fall ein freundlicher Vermieter in Weitwegistan, Besitzer eines 5 Jahre jungen Niedrigenergiefertighauses im Obstbaugebiet, am Arsch der Welt. Was nicht nur einen Schulwechsel für die Tochter bedeutete und den Verlust von Heimat und Nachbarschaft (weil: weit weg), sondern eben auch den Verlust der Restersparnisse für Makler (gab´s damals noch) und Umzug. So weit, so gut, das stört ja keinen großen Geist. Dumm nur, wenn man dann nach Abschluss des mückenreichen Sommers feststellt, dass man allmorgendlich zerklatscht und mit gewaltigen Kopfschmerzen aufwacht und immer müder wird, wogegen auch ein Aspirin-Abo und Meditation nicht mehr helfen; dumm erst recht, wenn man dann endlich kapiert, dass sämtliche Bodenbeläge im Hause billigst ausgewählt sind, aus reinem Formaldehyd und Plastik bestehen und obendrein allesamt auf der einzigen Heizung liegen, nämlich der im Fußboden, so dass man rund um die Uhr in chemischem Dampf steht. Was natürlich für jedermann doof ist, besonders aber für einen wie yours truly, der mit dem Entgiften nachweislich so seine Riesenprobleme hat (Humangenetiker sind doch echt coole Socken; was die alles so rausfinden!).
Da bleibt dann nur eins, logisch, eilig und dramatisch: umziehen. Doof nur, wenn das aus 2 Gründen gar nicht geht. Nicht nur, weil man kein Geld hat, wenn man vor lauter Kopfschmerzen nicht arbeiten kann, sondern auch, weil ja weiterhin alle Vermieter Google können. Und allen Ernstes: 5 von 5 sagen da schlicht „äh, nein.“ (3 von 5 erfinden immerhin noch Ausreden). Was bleibt? Na, eben, nix. Außer: Schöner zelten.
Problematisch sind daran höchstens 2, 3 Kleinigkeiten. Die Ratten, die bis vor kurzem lärmend unterm Viebrock-Dach wohnten, leben inzwischen wieder draußen und nagen sogar Plastik. Das lässt sich vermutlich mit dem Armeemesser aushandeln, im Ernstfall. Bleiben also nur die Probleme mit den bislang noch skandalösen Nachttemperaturen (vorgestern 2 Grad) sowie, weit kniffliger, das Problem mit den Demeter-Bauern in der Nachbarschaft. Denn die bewirtschaften ihre Felder ganz im Sinn der Ackergöttin im hellen Mondlicht, gern bis 2 Uhr morgens. Und um 5.21 Uhr geht die Sonne auf. Und ich bin nicht sicher, ob ich langfristig mit dreieinhalb Stunden Schlaf auskomme.
Mein vorletzter verliebener Freund S. mailte mir gestern aufmunternd von seiner sonnigen Insel, „con tent is king“, also espanolaleman „mit Zelt is Scheff“, aber mir fehlt dann noch eine positive Kleinigkeit. Denn „content“ nennt man doch auch den Zufriedenen, und was das betrifft, muss ich mir jetzt doch noch mal eine kleine Wahrnehmungsbrücke bauen.
(Festzuhalten bleibt aber ergänzend, dass ich ganz der Meinung meiner schärfsten Guru-Kritikerin Natalie B. bin: Es ist ein genereller Skandal, dass MS-Kranke exkludiert werden, dagegen muss was unternommen werden! Ich bleibe aber auch bei meiner eigenen Meinung, dass man sich das „Outing“ bis zur Korrektur dieses winzigen Problems gründlich durch den leicht hirnverbrannten Kopf gehen lassen sollte).
P.S.: Hey, mitlesende Hausanbieter, googelnde! Mein Schufa-Score ist nicht gefälscht! Ich schwör´s! Meine EÜR der letzten Jahre auch nicht! Die guten Zahlen stimmen! Und mir geht´s gut! Bis auf die Kopfschmerzen! Ich hab letztes Jahr den erfolgreichsten Sat.1-Film gemacht! Und ein tolles neues Buch! Und meine Frau hat noch Geld auf der Bank! WIR KÖNNEN UNSERE MIETE ZAHLEN! (Was? Nein, natürlich kann ich nicht ausschließen, dass ich irgendwann einfach tot umfalle! Aber welcher Mieter kann das schon? Was sucht ihr denn für Leute? Festangestellte aus Asgard?)
Also das ganze unter der Unter-Überschrift (ganz oben rechts: Nichts als die Wahrheit und andere freie Erfindungen)
Dann muss ich nicht mehr nachfragen, dann ist das einfach Mist.
Das darf doch nicht wahr sein.
Also ausser nem Zelt (dass ein bisschen mehr Platz ist) und ein paar Mails an ein paar Leute in Hamburg kann ich dir da nicht viel Unterstützung anbieten (München ist wohl zu weit zu deinem Arbeitsplatz)
Ein Haus kann ich dir nicht anbieten, das wird hier mitten in Hamburg auch schwierig.
Allerdings hatten mein Mann und ich vor dreißig Jahren auf einem sehr engen Wohnungsmarkt schon mal das Glück gehabt, von jetzt auf gleich eine Wohnung über eine Wohnungsbaugenossenschaft bekommen zu haben, obwohl wir bis dahin noch keine Mitglieder dort gewesen waren.
Und damals sicherlich auch noch nicht die Wunschmieter.
Wichtig, wenn das interessant ist: Selbst dort vorsprechen.
Manche Wohnungsbaugenossenschaften bieten nicht nur Wohnungen in der Stadt an, sondern auch Wohnungen außerhalb des Stadtgebietes.
Ich habe auch schon Reihenhäuser für Familien mit Kindern im Angebot gesehen. Und manche Genossenschaften bieten darüber hinaus Baugemeinschaften an.
Das ist natürlich jeweils etwas anderes als Wohnen im Haus, ich weiß.
Ich wünsche dir / euch in jedem Fall alles Gute und Erfolg bei der Wohnungssuche.