Es fühlt sich aus verschiedenen Gründen ganz falsch an zu schreiben „Jan ist tot“, denn zwar beschreibt das das wohl behördlich den Sachverhalt korrekt, nicht aber im Wesentlichen, also den Zwischenräumen. Also, ja, mein langjähriger Brieffreund, Debattierfreund und Inspirator Jan Moewes hat am 10. Juli 2016, ausweislich 72 Jahre alt, de facto wesentlich jünger, an seinem Schreibtisch spontan und offenkundig jäh und schmerzlos die Arbeit eingestellt. Was ich aus tiefem Herzen bedaure, da er mir entsetzlich fehlen wird.
Dennoch wird er mir von dort, wo sein Geist jetzt weiterweht, nicht widersprechen, wenn ich ihm nicht nur zu seinem diesseitigen Werk mit Inbrunst gratuliere, sondern auch zu seinem konsequenten Abgang – beziehungsweise seiner konsequent angetretenen Weiterreise. Denn ein länger als 5 Minuten dauernder Krankenhausaufenthalt wäre sicher nicht in seinem Sinn gewesen, geschweige denn irgendwelche herzlosen Spinner, die einen an ebenfalls herzlose Maschinen anschließen und noch ein Weilchen oder eine Weile Jahre weitervegetieren lassen.
Nicht, dass so was angestanden hätte, denn in seinen letzten Mails an mich, vom 1. Juli, hatte Jan sogar noch besser geklungen als sonst und sowieso, also erst recht optimistisch, dass wir unsere gefährdete Welt und unsere gefährdeten Seelen doch noch ein bisschen besser und klüger und empathischer machen können. Wir waren uns sogar vollständig einig gewesen, dass wir für Pessimismus einfach schon viel zu alt sind.
Nur: Bei allem Respekt muss mir doch gestattet sein, meinem alten Freund hinterherzurufen: „Super Abgang, aber entschieden zu früh! Natürlich bleibst du, durch deine Werke, deine Worte, aber du hättest doch auch in echt noch eine Weile bleiben können.“ Er möge mir das Quengeln nachsehen, ich gebe zu, das ist egoistisch. Denn ich werde ihm garantiert nicht fehlen, er mir aber garantiert sehr wohl.
Meine Lieblingsbücher von Jan sind selbstredend weiter da, im fassbaren Kosmos. Meinen absoluten und nachdrücklich inspirierenden Favoriten hatte ich schon mehrfach an dieser Stelle gepriesen und zur Lektüre empfohlen, nämlich „Eine kleine Geschichte des Raums: Der Kosmos lebt“*, aber auch Jans letztes Buch lege ich hiermit der ganzen kleinen hier mitlesenden Welt dringend ans Herz: „Ohne Liebe herrscht nur Trauer: Vom Zustand der Welt.“
Aber sogar die Worte „komm gut heim“ gehen mir kaum über die Finger, denn da schwingt so was von „Weggehen“ mit, und davon kann hier ja gar nicht die Rede sein. Jan Moewes geht nicht weg. Jan Moewes bleibt, ganz entschieden. Das einzige, was sich wie alles im Kosmos grad mal wieder gewandelt hat, ist Jans physische Form. Aber dass das nicht der Rede wert ist, darüber waren und sind wir uns ja schreibend wie fühlend immer einig gewesen, und es gibt keinen Anlass, diese Überzeugung wegen einer so kleinen dimensionalen Verschiebung in Frage zu stellen.
Also, mein Bester. Ich bin sicher, dass sich nichts ändert zwischen uns, und ich freue mich, dass du weiterhin ständig in meinen Gedanken sein wirst, ratend, fragend, inspirierend. Danke, dass du warst und bleibst.
Vielen Dank für diesen schönen Nachruf. Auch mir ist Jan in der Lektüre seiner Bücher und im schriftlichen Austausch ein eng Verwandter und „in wunderschöne Sätze fasser“ meiner Gedanken, Empfindungen und Erfahrungen zum Großen und Kleinen und all dem Dazwischen gewesen. Auch in mir wird er durch sein großartiges Wert auf lange lebendig bleiben und ich danke ihm für die geistige Saat die er durch seine Forschung und Bücher gesäht hat!