Das ist hoffentlich ein Scherz, und die Autoren rudern nächste Woche zurück, mit einem lauten „April, April!“. Andernfalls nämlich müssten wir unsere Wecker schon mal auf Untergang stellen, denn auch wenn Jodie Archer & Matthew L. Jockers ausdrücklich betonen, „The Bestseller Code“ sei eben kein Buch, in oder aus dem man lernt, todsichere Bestseller zu schreiben, hat der von den beiden (hoffentlich nur angeblich) entwickelte Algorithmus doch weitreichende Konsequenzen. Denn wenn es zutrifft (hoffentlich nur ein Scherz), dass das ominöse AJ-Programm mit 90%iger Sicherheit vorhersagen kann, ob ein abgeliefertes Skript ein Bestseller wird oder eben nicht, sind a) 90% unserer Lektoren ab übermorgen entbehrlich und werden b) von den großen Publikumsverlagen fürderhin nur noch Bücher verlegt, die diese Maschinenprüfung überstehen.
Wie, Schwarzseher, pessimistischer, ich? Unsinn! Wo denn!? Natürlich wird es auch weiterhin Verleger geben, die sich 5 oder 10 schwerverkäufliche Titel pro Jahr gönnen – denn sie werden ja nach der Maschinenprüfung nur genauso schlau sein wie vorher, sprich wissen: „Das kaufen nur ein paar Leute, ich mach´s aber trotzdem“. Sprich: Die A&J-Maschine bedroht beileibe nicht das Schöne, Wahre, Gute, das ja sowieso in Nischen lebt; die Maschine bedroht nur, wie die meisten Maschinen, die 50% in der Mitte. Also all jene ganz Durchschnittlichen, die nicht zwingend gebraucht werden, nur eben bislang nicht kalt rechnend als „über“ überführt sind: Zettelsortierer, Rechtschreibkorrigierer und Autoren, die minderwertiges Zeug stillos hinschreiben.
Aber sofern ich mich recht entsinne, hatte ich diesen Zustand „Maschine entscheidet über miesen Stil und sprengt schlechte Autoren in die Luft“ grad 1994, im ersten „Sherman“, erst für 2030 vorhergesagt, nicht für 2020? Verdammt, verdammt, da war die Maschine also doch wieder ein Zahnrad schneller, als ich dachte, ich muss dringend mal wieder zur Inspektion, sonst verliere ich hier noch endgültig den rasenden Anschluss …