Bei solch rüden Überschriften (hier) stellen sich dem Deutschen, selbst dem Weltverbesserungswilligen, instinktiv die Nackenhaare auf: „Fuck Work“? Wo sind wir denn hier! Das geht doch gar nicht! Und Faulheit ist keine Tugend! Nun ist der Autor des oben verlinkten Essay, James Livingston, indes kein Hartz-IV-Hippie, sondern Geschichtsprofessor in Rutgers, und seine Betrachtung geht weit hinaus über das kleingeistige Verhandeln, ob nun ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ den Charakter verdirbt oder nicht. Denn das Problem ist (und wird größer), dass wir schlicht zu wenig echte Arbeit haben und daher, vernagelt in unserem BIP-Denken, nur mehr allerlei nutzlose Tätigkeiten erfinden, sprich auf Teufel komm raus Arbeitsplätze schaffen. Dieses Aufblasen von Verwaltung, Zettelsortieren und Erfinden von noch mehr Kleingedrucktem führt zwar bislang dazu, dass wir unsere Arbeitssuchenden zumindest künstlich am Arbeitsleben erhalten können, dennoch ist wegen der exponentiell weiter zunehmenden Automatisierung abzusehen, dass wir immer weniger gebraucht werden. Und solange wir das nicht gut finden, sondern reflexartig schlecht, finden wir nicht mal die Eingangstür in eine paradiesische Zukunft.
Daher: Zweimal lesen. Fuck Work – What if jobs are not the solution but the problem?
(Und, ja, gut, natürlich steht das auch auf 4 Seiten in „Die ganze Wahrheit über alles“, aber das setze ich unter uns als bekannt voraus.)