Zum besseren Gesamtverständnis: Wenn Trump droht, das Atomabkommen mit dem Iran zu schreddern und der Iran zurückdroht, das werde fiese Folgen für die USA haben, sind wir nicht Zeuge der inzwischen üblichen Schulhof-Bullyparade. Ob Trump vom Stuxnet-Desaster überhaupt weiß, das dem überraschenden Obama-Deal mit dem Iran vorausging? Wer weiß. Ist ein bißchen tricky, das alles. Und vielleicht er wirklich keine Zeit für solche Petitessen und kommt nicht zum Lesen von Memos, geschweige denn dazu, sich ganze zwei Stunden mit der filmischen Aufarbeitung des komplexen Themas zu befassen.
Wer etwas weniger Arbeit hat als unser Weltpräsident, sollte das aber gelegentlich tun, und sei es nur for fun bzw. für Erkenntnisgewinn. Sprich: Alex Gibneys exzellenten, viel zu wenig beachteten Dokumentarfilm Zero Days laden und dem Vortrag aufmerksam folgen. Erschütterung stellt sich dann umgehend ein, Klarheit aber auch. Fast ohne Spoiler zusammengekürzt: Der hochkomplexe Hackerwurm Stuxnet, der 2010 weltweit in allen Netzen auftauchte (und bis heute dort wohnt), war keine Erfindung von Anonymus-Scherzkeksen oder russischen Kreditkartenbetrügern, sondern eine von NSA und Mossad. Stuxnet ist weniger Wurm als Waffe, konzipiert und erfolgreich eingesetzt, um iranische Uran-Anreicherungsanlagen in die Luft zu jagen, dummerweise hat der Iran aber nach dem Aufräumen reagiert, eine eigene Cyber-Armee aufgestellt und verfügt heute offenkundig selbst über die Möglichkeit, das Empire (oder seine Vasallen) empfindlich zu treffen. In unserem lauschigen Dämmerland berichtet darüber zwar keiner geeignet, aber Gibneys Doku (mit deutschen Untertiteln) leuchtet alles sauber aus: Kunstvoll, seriös und nachhaltig erschütternd. Die Konsequenzen für´s eigene kleine Leben zieht dann jeder selbst, und sei es nur in Form eines symbolisch angelegten Wasservorrates (für 14 Tage).