Galloways The Four hatte ich mW bereits vor einiger Zeit zur Lektüre empfohlen, aber wer bisher noch nie „so in echt“ darüber nachgedacht hat, was ihn da eigentlich so alles umgibt an charmanten Spionen und Diensten (und wie gefährlich die sind), dem sei als Einstieg ins Thema grundsätzlich Johannes Bröckers’ Schnauze, Alexa!empfohlen.
Das kleine Buch dringt bewusst nicht sonderlich tief oder weit ins existenzgefährdende Thema KI ein (dass die Algorithmen für uns gefährlicher sind als all unsere Nuklearwaffen, hat ja nicht nur Elon Musk richtig erkannt), sondern dient als erster Denkanstoß für Otto Normalhöhlenbewohner (Vermieter: Platon), also für Leute, die noch nie über Amazon nachgedacht haben, sondern da nur gern einkaufen, weil es bequem ist. Alle anderen wissen längst, was Bröckers hier in gebotener Kürze darreicht, und nützen wird es eh nichts, denn Amazon ist längst größer als jeder Gesetzgeber. Aber vielleicht bewahrt Bröckers´ Denkanstoß ja doch den einen oder anderen zumindest noch eine Weile vor der Stasi 2.0, vor Alexa und ihren IoT-Konsorten (vertrauen Sie bloß nicht Ihrem Saugroboter, der funkt ihren Wohnungsgrundriss direkt an den deutschen Maklerbund). Und, bitte, immer einen im Sinn: Was Sie heute in Ihren eigenen resp. gemieteten vier Wänden sagen, entscheidet in fünf Jahren darüber, ob sie eine Krankenversicherung abschließen oder sich ein Auto auf Pump kaufen dürfen. (Bei Ihren Bestellungen passen Sie bitte auch ein bisschen auf, sowohl bei den subversiven Büchern als auch beim Shades-of-Grey-Zubehör. Als ich Amazon kürzlich aufforderte, meine Bestellhistorie seit 2003 gefälligst mal zu löschen, erhielt ich die Antwort, das sei aus Datenschutzgründen nicht zulässig, der Gesetzgeber erlaube das nicht. Das ist dreist. Aber wer möchte jetzt vorangehen und dagegen klagen? Am Ende müsst ich da noch meine neunschwänzige Katze in den Zeugenstand setzen, und das Tier reagiert auf so was total empfindlich.)
(Btw: Dass „Schnauze, Alexa!“ auch über Amazon verkauft wird, ist nicht zu monieren. Das ist eh unvermeidlich, der Markt hat weder Herz noch Hirn und verkauft alles – am Ende sogar seine eigene Mutter oder sich selbst, worin vermutlich unsere verbleibende Hoffnung liegt. Wenn revolutionäre Verschwörungswahrheiten einen vernünftige Marge abzuwerfen versprechen, sendet ja sogar Fox TV die Wahrheit über 9/11 – siehe die immer noch verblüffende Season 2 der Erfolgsserie „24“.
P.S.: Ergänzend sei an dieser Stelle empfohlen die Lektüre von Paul Buchheits frischem Alternet.org-Beitrag How a failing capitalist system is allowing Amazon to cripple AmericaDie kurze und Betrachtung von Amazons anarchokapitalistischer Kreativität in Sachen Steuerpflichtentziehung ist und bleibt spannend, eben weil Amazon inzwischen zu groß für Staaten und Gesetzgeber ist.
Hoffen wir also, dass Jeff auch weiterhin mehr Interesse an entspannten Selfies hat als an einem offiziellen Amt im ovalen Büro. Andererseits: Der Mann ist ja nicht blöd, im Gegenteil, und gibt ganz offen zu Protokoll, wohin die Reise geht. Seine -und unsere (letzeres steht zwischen den Zeilen): “The only way that I can see to deploy this much financial resource is by converting my Amazon winnings into space travel…I am going to use my financial lottery winnings from Amazon to fund that.“
Eben. Denn dieses sinkende Schiff verlässt man ja tatsächlich nur noch im Space Taxi, und wer was Anständiges gelernt hat (Tischler werden immer gesucht), der darf ja vielleicht sogar mit. Die 80% von uns, die demnächst nicht mehr gebraucht werden, hören also doch besser jetzt die Signale und entscheiden sich dann wahlweise für a) runter vom Sofa, Welt ändern, b) Schießen lernen, oder c) Millionenkredit aufnehmen und Amazonaktien kaufen.