Ich gehöre offenbar zu einer winzigen, total verschrobenen Minderheit. Meine Verschrobenheit geht tatsächlich so weit, dass ich schon beim Einstieg in alle Covid-Debatten aussteige, weil ich von mir auf andere schließe. ICH würde nie von einem anderen Menschen erwarten oder gar verlangen, dass er sich ruiniert oder seine Gesundheit riskiert, um meine Gesundheit zu schützen. Ich finde es luxuriös prima, wenn von mir bezahlte Beamte mich darauf hinweisen, dass z. B. eine gefährliche Grippe oder Ebola kursiert, ich finde es sogar prima, wenn Beamte mich darauf hinweisen, wie ich mich selbst schützen kann (z. B. drinbleiben, Abstand wahren, Maske tragen, impfen lassen), aber ich käme im Leben nicht auf die Idee, von anderen zu verlangen, dass sie meinetwegen ihren Job aufgeben oder sich impfen lassen sollen, um mich zu schützen. Das mache ich selbst.
So bin ich also schon zu Beginn aller Debatten getrennt von circa 95% meiner Mitmenschen. Wenn ich denen mit Selbstbestimmung komme oder Freiheitsideen, fange ich mir ja sofort eine Watschn aus der Kategorie „Freiheit? Dann geh doch nach Texas und lass dich erschießen.“ Rege ich beispielsweise öffentlich an, wie geschehen hier und im Rubikon, die Staatsschulgebäudeanwesenheitspflicht von 1938 zu ersetzen durch eine Bildungspflicht (der Eltern gegenüber ihren Kindern), gehen rechts und links zusammen auf die Barrikaden und outen sich als vereint im kategorischen Wunsch, mich zu zwingen.
Die 95% und ich haben also nicht einmal eine Diskussionsgrundlage. Meine Prämisse ist derart abenteuerlich, derart unheimlich, dass man am besten direkt auf Distanz geht. Was ist denn das für eine Idee, dieses „Selbstbestimmte“, dieses „Eigenverantwortliche“, das geht doch gar nicht – wenn wir solches zulassen, wohin soll das führen außer mitten hinein in Anarchie und Chaos? Schon unser Grundgesetz schützt doch den Einzelnen vor sich selbst, präziser vor der Selbstbeschädigung, indem es den Staat über das Leben stellt, obwohl fraglos das Leben vor dem Staat in Erscheinung trat. Die allergrundsätzlichste Entscheidung, ob der Einzelne sein Leben noch will, fällt hierzulande der Staat. Folgerichtig entscheidet der Staat auch darüber, ob und wie ich mich selbst schädigen darf, ob nun durch gewisse Substanzen oder gewisses Verhalten.
Die 95% stellen das nicht einmal mehr in Frage. Dieses „Wissen“ ist fest verdrahtet – dass wir eben nicht selbst wissen, was wir tun müssen. Das müssen andere entscheiden. Experten, Fachleute, Beamte. Mich irritiert nur, dass die 95% zwar meinen, diese Vorgehensweise sei richtig, weil ja all die „anderen“ sonst unvernünftig handeln würden, die 95% sich aber im Grunde so nur selbst (sic) das Zeugnis ausstellen, dass sie ohne Anweisung von oben außerstande sind, vernünftig zu handeln.
Und, nein, ich idealisiere unsere schwedischen Freunde nicht, aber ich finde die Prämisse doch zumindest interessant. Ein schwedischer Politiker unterstellt seinem Wähler, dieser sei intelligent, weil er ja ihn, den Politiker, gewählt hat. Folglich kann der Politiker darauf bauen, dass sein Wähler sich intelligent verhält. Anders herum wird aber auch ein Schuh draus. Unterstelle ich (Politiker), mein Wähler sei dämlich, weil er mich Vollidioten gewählt hat, muss ich ihm dringend von morgens bis abends Vorschriften machen, weil er sich ja sonst idiotisch verhält. Wir lassen an dieser Stelle unter den Tisch fallen, dass ich (dämlicher Politiker) ja gar nicht weiß, wie man sich vernünftig verhält, meine Vorschriften also jederzeit dämlich sein werden. So jedenfalls fügt es sich, man ist sich einig, der Zusammenhalt ist groß.
Ich empfinde mich selbst bei all dem bestenfalls als störend. Und komme mir bei fast allen derzeitigen Debatten vor wie ein Fremder. Ich verstehe jedes Wort, dass gesprochen wird, aber ich selbst scheine einen völlig unverständlichen Dialekt entwickelt zu haben.
Um so dankbarer bin ich für die 5%, mit denen ich – wenigstens privat – noch kommunizieren kann. Am Rest arbeite ich mit fähigen Logopäden, vielleicht bin ich ja langfristig doch noch zu retten.
RETTE DICH WER KANN … (ich denke ich kanns :)) Hier auf der Lotsenstation leben nur 5%ige … und unsere Gäste gehören auch dazu … oder informieren sich und gehören danach dazu. Du bist jederzeit willkommen. Morgen treffe ich mich mit mindestens 500 5%-Menschen in Flensburg, die alle nicht auf Kosten anderer Menschen leben und deren Freiheit nicht einschränken wollen. Mein Tipp: Die gesündeste Lösung: 95er meiden, ihnen keine Aufmerksamkeit schenken … mit dem Ziel, sie auf 90% zu schrumpfen. Dann nähern wir uns der kritischen Masse. WIR schaffen das 😉
Lass mich raten Holger … eure Lösung ist alternativlos ?? 😉
Auf zur Lotsenstation. Gute Idee. Werde ich gleich mal verbreiten.