Welche Freude! Einer Freundin meinen letzten Roman überreichen zu dürfen und diese wunderbare Bemerkung im Tausch zu bekommen: „Das verleih ich dann aber nicht, richtig? Das kauf ich dann noch mal und verschenk´s. Oder sag´s meinen Leuten.“
Himmel. Ist das selten. Bewusstsein. Herrlich. Das hab ich ja noch nie erlebt, jedenfalls noch nicht aus dem Mund eines „normalen Menschen“, also Lesers. Denn aus solchem dringt ja günstigstenfalls das Riesenkompliment: „Tolles Buch haste da geschrieben! Hab ich schon mindestens fünfmal verliehen, und alle finden´s klasse!“
Was nicht bedeutet, dass die irgendwas böse meinen. Ganz und gar nicht. Die sind ja inzwischen bloß offenkundig und reflexlos hardwired in Sachen „Geiz ist geil“ (auch und gerade die Besserverdienenden kaufen inzwischen „Mängelexemplare“ für 3,01 € bei amazon und weisen mich sogar stolz auf dieses ressourcenschonende Verhalten ihrerseits hin); oder sie meinen eben ganz unbefleckt von selbstgemachten Gedanken, Autoren wären bei ihren Verlagen fest angestellt und/oder bekämen 15 Euro pro verkauftem Buch (und nicht bestenfalls 2 und normalerweise einen halben).
Ach. Nee. Nicht mal das. „Die Leute“ denken gar nicht. Meinen höchstens irgendwas, unterhalb der Bewusstseinsschwelle, und zwar ungefähr dies: Fernsehen ist ja auch umsonst. Und Internet. Wieso soll ich dann ausgerechnet für Bücher überhaupt irgendwas bezahlen? Und dann auch noch so viel! 20 Euro? Tsss. Die spinnen ja wohl, die Autoren!
Da liegt er exemplarisch im Pfeffer, der Hase, und zwar zirka six feet under: Wer nicht weiß, dass Fernsehen eben nicht gratis ist, der weiß auch nicht, weshalb Bücher Geld kosten müssen; wer nicht weiß, dass er das private Fernsehprogramm beim Auto- oder Joghurtkauf mit bezahlt und das öffentlich-rechtliche Angebot via GEZ (oder gar nicht, sondern seine Nachbarn zahlen lässt), der weiß eben, genau: nicht, weshalb Bücher Geld kosten müssen.
Was tun?
Anzeigen schalten? Zwischen den Kapiteln? Gleich ganze Reihen oder Verlage von Daimler oder Monsanto sponsorn lassen? Und im nächsten Schritt? Politisch korrekte Klassiker als Zugabe zum Kleinwagen oder Sack Genmais, leicht redaktionell angepasst? Raskolnikow in der neuen Edition mit einer 5-Zimmer-Wohnung, weil die schöne Reihe „Russische Klassik“ vom BDM mitfinanziert wird?
Wie war das noch? Sie kennen von allem den Preis und von nix den Wert?
Kopfkratzend zurück in die Denkkammer (Oberstübchen). ToDo: Auf „Heureka“ warten.
Sehr geehrter Herr Böttcher,
wenn ich gewusst hätte, das solche Aussagen Sie zu Blogeinträge und Hurra rufe anmieren, dann hätte ich mir schon eher ans Herz gefasst und Ihnen erzählt das ich seit Jahren „Sherman schwindelt“ in jedem Buchladen, wo ich es sehe, und bei amazon kaufe und verschenke- einfach, weil so schön, so witzig und so bunt ist!
sonnigst
Ihre
Ines
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