Himmel. Was soll ich den jetzt machen? Jetzt müsst ich ja eigentlich umschwenken und am Ende doch für die Piraten sein, denn die sind zwar in so fern doof, als sie bloß alles für lau wollen, aber trotzdem längst nicht so doof wie diese ganzen Dreiminusschüler, die wir früher in der Pause auf dem Klo eingesperrt haben und die heute ausnahmslos die Parlamente besetzen, und erst recht nicht so doof wie Charlotte Roche und all die anderen „prominenten“ Unterzeichner der frisch vom Verwerterverband getexteten „Wir sind die Urheber!“-Bewegung (hier im O-Ton, hier mit schönen Kommentaren aus der online-Zeit.)
Himmelarsch. Urheberrecht als Menschenrecht? Wart ihr zu lange in der Sonne? „Das Urheberrecht ermöglicht, dass wir Künstler und Autoren von unserer Arbeit leben können?“ Echt? Lassen wir mal das ganze Standing on the shoulders of giants weg und auch die Frage, in wie weit überhaupt irgendwas, was ich schreibe, male, komponiere und öffentlich ausstelle „meins“ ist: Ich dachte, das „von unserer Arbeit leben können“ hat was mit – Publikum zu tun … Gar mit – iiih – Geld?
Nur kurz und ins Leere philosophiert: Arbeitslose leiden nicht darunter, dass sie keine Arbeit haben, sondern darunter, dass sie kein Geld haben. Und verletzte Urheber leiden nicht darunter, dass man ihre Werke kopiert, verbreitet, hört und liest, sondern dass sie dafür ggf. kein Geld kriegen.
Himmelarsch. Ja, die Bedingungen haben sich verändert. Sind nicht mehr und noch nicht wieder feudal, sind aber auch nicht mehr „Vatter Staat macht das schon mit amerikanischem Marschallplan-Geld“, also nimmer „60er-80er“. Denn allein darum geht’s im Jetzt, im Google- und Facebook-Zeitalter: wie wir jene Kulturschaffenden, deren Werke wir (= das Publikum) gern sehen, hören, lesen – angemessen entlohnen. Kaum weist man die nicht besonders nachdenklichen Piraten auf so was hin, kriegt man was? Na, eben! Verwerter-PR-Texter, Charlotte Roche und Roger Willemsen, die im Chor nach „mehr Staat“ rufen. Heidewitzka! Unsere Intellektuellen und Bestseller-Sprachrohre! Möchte ich darüber mehr wissen? Oder doch lieber deutlich weniger?
Schützen wir dann als nächstes mit geballter Künstlerkraft die Energieverwerter vor neuen Geschäftsmodellen? Eon und RWE vor mir (Bürger), der ich versuche, das Stromnetz zu übernehmen und die Wege zwischen Quelle und Abnehmer zu verkürzen? Schützen wir, Roger, Charlotte und Co., demnächst Vattenfall? Weil auch im Umfeld der „Rohstoffverwerter“ die Wege zwischen Energiequelle und Publikum gefährlich kürzer geworden sind – theoretisch?
Okay. Machen wir. „Wir sind die Stromverwender.“ Lasst uns nur vorher noch den status quo in Zement gießen, dass die Künstler 5% vom Kunstkuchen kriegen und die Verwerter und Verwalter weiterhin 95%, und danach verteidigen wir Autoren die Stromversorger. „Fließend Licht ermöglicht uns, von unserer Arbeit zu leben!“ Rettet Vattenfall! Aber vorher Warner, EMI, Sony, Bertelsmann und Rupert Murdock.
P.S.: Jaaa, stimmt. Wir brauchen intelligente Storm- und Kulturabnehmer. Die´s nicht gibt. Weil der Strom aus der Steckdose kommt und das Programm (gefühlt) umsonst aus dem Fernseh. Wär das nicht mal ne schicke Startposition für ne intellektuelle Speerspitze? Nicht? „Ein überschaubarer Horizont kann doch auch eine schöne Sache sein.“ (Dr. Manhattan, kommentierend im Zeit-Forum). Ja. Woll. Auch wieder wahr.