Feiern wir also, wieder mal, am heutigen 25sten Mai, den Tag des überlebenswichtigen Handtuchs. Allerdings feiern wir auch weiterhin mit einem weinenden Auge, denn der Mann, der uns den Feiertag beschert hat, fehlt. Immer noch und immer wieder. Am 11. März diesen Jahres hätte er 60 werden sollen, aber statt konsequenterweise auch in Sachen endgültiger Abgabetermin total zu versagen und erst mit 100 das Zeitliche zu segnen, musste Douglas Adams sich ausgerechnet beim Sterben vordrängeln und mit 49 tot vom Laufband fallen. Das war 2001, am 11. Mai, und so wäre 2001 auch ohne den etwas später folgenden anderen 11. ein wahrhaft denkwürdig miserables Jahr gewesen.
Lassen wir die Frage unter den Tisch fallen, ob danach irgendwas kommt, nach dem Umfallen. Douglas hätte das vermutlich kategorisch verneint, aber das nützt ihm nichts, denn unsterblich ist er allemal. Weshalb ich auf zwei seiner Bücher 20 Jahre nach Erscheinen (der deutschen Ausgaben) doch noch mal hinweisen möchte, weil sie neben den weltberühmten „Anhaltern“ immer noch leicht schattig stehen und viel mehr Licht verdient haben.
a) Der tiefere Sinn des Labenz
Als wir den 1992 eindeutschten, dachte ich noch, wir müssten alle paar Jahre mal nachlegen und ergänzen, aber das hat sich zum Glück als Blödsinn entpuppt. Denn die paar Begriffe, die auch nach „Labenz“ noch immer kein Wort gefunden hatten, haben andere nachgeliefert (ausgiebigst, z. B. auf der Seite Freut Euch des Labenz.) Das Original (sowie, mit Verlaub, die deutsche Version), bleiben aber ein ewiger Quell der Freude, wie ich beim Jubiläums-Durchblättern unserer gemeinsamen Ausgabe feststellen durfte. Und die allerschönste Ausgabe, nämlich das Hardcover mit dem blauen Schnitt oben und dem höchstens total versehentlich an Langenscheidt erinnernden Umschlag gibt´s gebraucht schon ab zirka 5 Euro. Sogar mit dem wichtigen knallroten Aufkleber: Dieses Buch wird Ihr Leben verändern. Das stimmt. Und welches Buch kann das schon von sich behaupten, ohne rot zu werden?
b) Die Letzten ihrer Art
Ein amazon-Rezensent schrieb dazu unlängst sinngemäß, es könne nicht angehen, dass das iPad ein Millionenbesteller ist und dieses Buch nicht. Da hat er recht, ebenso wie die vielen anderen Leser, die in den Kommentaren zum Buch des Lobes randvoll sind. Leider konnte ich niemand überreden, zum 20sten Jubiläum dieses Reiseberichts eine schicke Neuausgabe herauszubringen, und zwar möglichst eine mit dazugehöriger App fürs iPad und all den wunderbaren Fotos und Soundfiles, die damals auf der Reise entstanden sind, aber auch die normale schlanke Textversion (mit ein paar Dutzend Fotos) ist im Lauf der 20 Jahre kein bisschen schlecht oder staubig geworden, sondern glänzt durch die Epochen wie ein gut polierter und sehr bunter Leuchtturm. Die Idee, ausgerechnet Douglas (an der Seite des Zoologen Mark Carwardine) durch die Welt zu schicken und nach gefährdeten Tieren Ausschau halten zu lassen, war absolut nicht nahe liegend, aber dafür eine der besten, die die BBC jemals hatte (und die BBC hatte viele gute Ideen, im Lauf der letzten hundert Jahre). Adams´ kolossaler Esprit vermittelt sich hier vortrefflich auch jenen, die nie im Leben zum tieferen Sinn des „Anhalter“s fänden, weil ihnen das Label Science Fiction abschreckend im Weg steht; in „Die Letzten“ reist Adams nicht klug, komisch und philosophisch durch Raum und Zeit, sondern klug, komisch und philosophisch durch unsere Welt, und wie er das macht, ist und bleibt unerreicht. Große Kunst. Großes Herz. Große Komik. Und weiterhin eine dringende Leseempfehlung, denn was hier beschrieben ist (in Sachen „Wir und unsere Artverwandten“), hat sich nicht inzwischen zum Besseren gewandelt, sondern höchstens zum Schlechteren.
Um so blöder, dass Douglas in den letzten 11 Jahren so erschütternd wenig geschrieben hat. Aber ganz gleich, wie empörend wir das finden, unsere Kritik erreicht ihn vermutlich nicht. Und falls doch, holt sie ihn leider nicht zurück. Dem Himmel sei Dank, dass er ein paar Sachen fertig gestellt hat, die uns niemand mehr nehmen kann.
P.S. Am Rande bemerkt: zum 2osten Geburtstag des „Last Chance To See“-Originals hat Douglas´ damaliger Mitreisender Mark Carwardine sich erneut auf die Reise begeben, diesmal – mangels Douglas – mit dessen zu Lebzeiten gutem Freund Stephen Fry. Fry ist fraglos ein sehr komischer Mann, aber wer sich die 2010er Doku ansieht oder das dazugehörige Buch liest (nur auf englisch), wird leider vor allem daran erinnert, wie einmalig Adams eben war.)