Hans-Christian Ströbele hat´s raus. Wie ich der Spiegel-Klatschseite entnehme, setzt der Mann sich jetzt für alle Verbraucher ein und erst recht für sich selbst, denn auf seiner persönlichen Milchtüte steht „Mark Brandenburg“, obwohl die Milch gar nicht aus Brandenburg kommt. Das muss aufhören! Der Milchverbraucher darf nicht derart irre hinters Licht geführt werden! Applaus vom Band!
Mir fällt dazu aber noch was ein, nämlich ein seit Jahren halb fertig herumliegender Eintrag, denn ich auf diese Weise als quasi brandaktuellen Kommentar zum grünen Vordenker in Sachen Nachhaltigkeit, Humanismus und beifallheischende Inkonsequenz endlich mal kopieren kann. Und sei es nur als Stichwortsammlung.
Vorneweg ein Zitat von Martha Rosenberg aus ihrem schönen kleinen Artikel Got Propaganda? Why All of the Milk Industry’s Health Claims Have Been Proven Wrong: „And like the other campaigns, it has little chance of selling a product people don’t particular like which is not particularly good for them. We won’t even talk about the filth and cruelty of industrial dairy farms and what happens to veal calves (which are byproducts of the dairy industry’s need to keep cows lactating).“
Dazu meine Stichworte vom langen Post-It-Zettel, notiert auf dem Weg vom einstigen Krankenbett Richtung Gesundenbett, also die wie üblich garantiert verschwörungstheoretisch infizierten Kernvermutungen zum Thema Milchprodukte.
a) Nur Schwangere geben Milch.
b) Erwachsene Gorillas trinken keine Milch.
c) Erwachsene Gorillas gehen nicht wegen Osteoporeose zu Daktari.
d) Einer Schwangeren den Euter leerzusaufen ist Säuglingsmundraub.
e) um unseren Milchdurst zu stillen, muss die Kuh möglichst permanent Milch geben, also permanent gerade frische Mutter geworden sein oder es zumindest meinen. Der Irrglaube lässt sich in Mutti mit Hormonen prima herstellen, ansonsten wird gekalbt, bis die Schwarte kracht. Das verringert Muttis Lebenserwartung um ein paar Jahre, erst recht aber die des Nachwuchses. Auf zirka ein paar Tage. Denn das Frischgeborene wird unmittelbar nach dem Rausrutschen wahlweise sofort geschlachtet (bevorzugt, wenn er den Schwanz auch vorn hat und eh nie als Milchkuh taugen wird) oder umgehend in Isolierhaft verfrachtet, in eine kleine weiße Plastikbox, in der die Kleinkuh dann jammern, Zuckerlösung saufen und fett werden darf, um dereinst Muttis Nachfolge anzutreten.
Soweit der politisch vollkorrekte Teil, auf den Strubbel Ströbele sich gepflegt ein Ei backen kann, denn Kalb ist ja nicht gleich Kind und Kuh nicht gleich die Muddi. Aber: wir dürfen ja auch mal an die Verbraucher denken oder sogar unsere eigene Gesundheit, drum:
f) unsere Akkordschwangeren werden häufiger mal krank und fressen daher prophylaktisch und gleich herdenweise Medizinschränke leer, die dann halt auch im Euter landen und von dort im großen Bottich neben der automatischen Melkgasse.
g) Milch hält sich gut gekühlt zwei Tage. Danach wird sie sauer und ungenießbar. Immerhin schwimmt aber nach diesen 2 Tagen des Fett aus der Milch auf dem weißen Wasser, und dieses Fett kann man abschöpfen und zu Butter oder Käse verarbeiten. Hält sich verblüffend lange, das Zeug. Ohne Tricks.
f) Dass unsere „Milch“ länger haltbar ist oder „längerfrisch“ oder gar „H“, verdankt sich ein paar schicken Kniffen, nämlich der „Pasteurisierung“ und „Homogenisierung“. Während erstens nur bedeutet, dass man die Bakterien aus der geklauten Kindernahrung mit Vollgas herauskocht und das Ganze wieder abkühlen lässt, verwandelt das „Homogenisieren“ trotz des klanglich humanen Beigeschmacks die Milch in eine Substanz, die auf der Erde schlicht und ergreifend nicht vorkommt.
Am Rande: Binderfarbe von Brillux ist etwas natürlicher und hält sich sogar noch länger als H-Milch. Zwar kostet der Liter Brillux 4 Euro und wirkt zudem noch etwas rascher gesundheitsschädigend als die Konkurrenz aus dem Milchregal, aber moralisch liegt das Baumarktprodukt um Längen vorn.
Aber, ach, ich hör schon wieder DAS Gegenargument: Hafermilch mag ich aber nicht.
(Seufzend ab).