To-do-Liste: „rausfinden, wie ich Bernard Beckett 10 Euro überweisen kann, ohne dass die Banken mir dafür 20 Euro abnehmen.“ Das Problem ist: Beckett wohnt in Neuseeland und hat vermutlich kein Konto bei der Haspa. Trotzdem muss ich ihm für die 2 Stunden Freude, die er mir bereitet hat, doch wenigstens einen Zehner schicken. Problem 2: Beckett hat zwar reichlich Preise gewonnen, aber meines Wissens keine Homepage. Und unterrichtet an der Hutt Valley High School in Lower Hutt. Weit weg. Kommen 10 Euro da an, per Brief? Und was kost´ so was nach Neuseeland? Oder fahr ich zur nächsten Buchmesse, weil doch Neuseeland Schwerpunktthema ist, und hoffe, dass ich dem guten Mann da seinen Zehner zustecken kann?
Ja, ich hab Sorgen! Denn Becketts Buch kostet 5.95 €. Und ich weiß nicht, wie das geht. 7% sind Steuern, Drucker und Papier kosten Geld, der Vertrieb kassiert 65%, Lektoren, Gestalter, Verlagswerber müssen auch bezahlt werden … die (sehr gute) Übersetzerin wird doch wenigstens einen Hungerlohn bekommen haben; da kann für Beckett (maximal 60% von 5% der Auslandeinnahmen abzgl. Steuern abzgl. Steuern) exakt null komma gar nichts bleiben.
Gut. Egal. Ich finde eine Lösung. Wegen Kleingeld.
Das Buch ist jedenfalls exzellent. Geschrieben für kluge junge Menschen, im Stil der platonischen resp. sokratischen Dialoge, nur dass hier eine junge Bewerberin von den Prüfern einer Akademie über ein zurückliegendes wichtiges geschichtliches Ereignis befragt wird. Zurückliegend heißt in diesem Fall: aus dem Jahr 2170, denn die Prüfung findet noch weiter in der Zukunft statt, und das historische Ereignis ist die Konfrontation eines jungen Revolutionärs mit der ersten ernstzunehmenden „KI“, also einer Maschine, die annähernd wie ein Mensch denkt. Oder eben schon ganz. Darum geht´s in den dialogischen Rückblenden, die Bewerberin „Anaximander“ auswendig rezitiert und wissenschaftlich bewertet. Die Dialoge sind maßgeblich, spitz und tief, die Beschreibung des Übergangs von Kohlenstoffintelligenz zu Siliziumintelligenz ist hochspannend, Becketts Stil souverän und unterhaltend, die Auflösung des Ganzen überraschend und durchaus verstörend.
Gut, das es schlecht bezahlte ÜbersetzerInnen gibt. Und wir lesen jetzt alle diese schönen und klassisch philosophischen (weil Lebenswichtiges austarierenden) 170 Seiten, freuen uns sehr und finden Wege, Beckett für seine Fragen nach dem „Was ist menschlich?“ jeweils einen Zehner vorbeizubringen.
Bernard Beckett / Das neue Buch Genesis (Ü: Christine Gallus; Script 5, Januar 2011, 171 S., 5.95 €)