Ich schweife nicht, sondern kürze ab, also IMHO: House 6 war eine Freude, Lost 6 ein schöner Abschluß, 24/8 eigentlich doch sehr überflüssig. Die erste Staffel von Breaking Bad ein kühnes und saukomisches Gedicht, die zweite mißlungen, Leverage kommt trotz hübscher Idee nicht weit, ebenso wie Lie To Me, ebenso wie Big Love. Und das Fringe-Kucken habe ich aus Sorge, am Ende wieder vom Nebelkerzenwerfer Abrams hängen gelassen zu werden (siehe Lost) gleich wieder eingestellt.
Aber das weiß ja jeder, das ist ja alles nichts Neues. Drum dieser Geheimrat für Freunde der Serienkunst, genauer solche von Perfektion in Sachen Plot, Drama, Charaktere, Inszenierung, Regie und Gestaltung: In jeder dieser Kategorien liegt Friday Night Lights ein paar Meter vor der versammelten Konkurrenz und gilt unter Fans wie amerikanischen Fachkräften völlig zurecht als beste Serie aller Zeiten. Das nützt aber der Serie nichts, denn sie wird gerade abgesetzt, nach der fünften Staffel (wobei die Staffeln 2-5 nur jeweils 12/13 Folgen umfassten), und erst recht nützt es uns nichts, sofern uns in Europa wohnt. Denn obwohl inzwischen jeder noch so absurde Schrott eingedeutscht und nach rascher Kabelversendung wenigstens auf DVD landet, wird es von FNL keine deutsche Fassung geben. Aber auch, surprise, keine englischsprachige, die auf unseren DVD-Maschinen läuft, denn sogar für den UK-Markt ist die Serie komplett uninteressant.
Warum? Weil es um Football geht, zumindest vordergründig oder klammerleitmotivisch. Um, schlimmer, High-School-Football. Und dann auch noch mitten in der trostlosen texanischen Pampa. Was natürlich nicht geht. Und unheimlich langweilig klingt. Weshalb die DVDs der ersten Staffel bei mir zwei Jahre im Schrank standen, ungesehen, und das obwohl ich Football von Herzen schätze. Texas? Hi-School? Geh mir weg.
Nachdem ich dann allerdings den Fehler gemacht hatte, die Pilotfolge doch mal pflichtschuldig in den US-Player zu schieben, hab ich die restlichen bislang 60 Episoden dann binnen sagenwirmal drei Wochen allesamt weggekuckt, und das mit durchgehender fassungsloser Freude. Perfekte Stories ums Erwachsenwerden und Erwachsensein, randvoll mit echtem Leben, kleinen und großen Dramen, lauter perfekt unperfekten Charakteren, meist im besten Arthaus-Stil vor drei frei schwebenden Kameras ad lib vorgetragen von durch die Bank sagenhaften Darstellern.
Football? Ja. Auch. Am Rande. Perfekt inszeniert, versteht sich.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemals wieder jemand so konsequent an allen Zielgruppen vorbei wird arbeiten können wie Peter Berg, der für die Serie verantwortlich zeichnet (wie vorher schon für den gleichnamigen Kinofilm, der allerdings nicht mithalten kann): Eine perfekt zwischen großen Dramen und wichtigen jungen Dramen schwankende Hi-School-Arthaus-Serie, die in Texas spielt, und dann auch noch mit dem ewigen Kriegsersatzspiel der Amis als Leitmotiv und Titelgeber? Das kann ja nichts werden.
Ist auch nicht nichts geworden. Sondern eine Offenbarung. (Und, hey, come on!, die Staffeln 2 bis 5 laufen mit zuschaltbaren Untertiteln (für Hörgeschädigte) … zwar nicht auf deutschen DVD-Maschinen, aber den Player kann man ja gleich mitbestellen, denn die DVDs gibt´s ja sowieso auch nicht in Europa, sondern nur in den USA …
Wollte ich nicht noch irgendwo in diesen Text „sinnlose Empfehlung“ schreiben, gleich nach dem mutmachenden „Auch in Internet-Zeiten gibt´s noch echte Snob-Nischen!“? Versemmelt, den Extrapunkt: steht ja schon davor.