Tapfer. Oder irre. Oder irre tapfer. Sofern Edward Snowden nicht lügt, war er derjenige, der uns allen freundlicherweise verraten hat, was die NSA so alles anzapft und sammelt (-> Washington Post). Dafür müsste man Snowden loben und ihm gegebenenfalls ein Denkmal setzen, aber da wir in imperialen Zeiten leben, werden wir, das vertretene Weltvolk, ihm als Belohnung lediglich lebenslang Brot und Wasser anbieten, letzteres vermutlich auch in größeren Mengen in Richtung abwärts hängender Nase und Mund.
Asyl? „In einem Land, das“, wie Snowdon selbst aus Hongkong verlauten lässt „an die freie Meinungsäußerung glaubt und sich der Opferung globaler Freiheitsrechte entgegenstellt“? Wow. Wer soll das denn sein, oder: welches, wenn schon nicht das Land of the free? Kuba? Die Caymans? Lummerland? Und, hallo? Hongkong? Da braucht´s doch nicht mal erfundene Schwedenmädchen für eine Auslieferung …
Immerhin, die US-Geheimdienste, die alljährlich einen größeren Batzen des 700-Milliarden-Dollar-US-Verteidigungsbudgets verbraten, sind verärgert – und hauen durch die Blume der sammelverrückten NSA auf die Glocke, wegen ihrer heillosen Einstellungspraxis. Stellvertretend John Rizzo, Ex-CIA-Mitarbeiter: „Dass der sich auch noch selber outet … mir ist kein einziger Fall eines CIA-Agenten bekannt, wo der Agent selbst die Hand hebt und sagt „Ich war´s“.“
Siehste, NSA. Da kannste noch was lernen übers Leak-Stopfen unter dem Radar, mit reichlich Blei. Aber im Fall Snowdon bleibt dir, nachdem das Kind im Brunnen liegt, nun nur noch Waterboarding und am Ende die Vermeldung eines überraschenden Selbstmordes.
Wie, wir müssten für die Freiheitsrechte aufstehen und Snowdon Asyl gewähren? Ja, sicher. Müssten wir. Aber doch nicht einem, der unsere Bündnispartnergeheimnisse ausplaudert und dann auch noch dazu steht. Wo kämen wir denn da hin, am Ende? Das wär ja regelrecht grundgesetzlich, und hey, jetzt lassen wir doch bitte mal die Kirche im globalen Dorf.