Sascha Adameks frisches Buch Die Machtmaschine lohnt aus gleich mindestens 2 Gründen die Lektüre: zum einen ist es bei aller Sachlichkeit durchaus unterhaltend geschrieben und wirft etwas mehr Licht auf die DSK-Affäre, Köhlers Rücktritt und andere bedeutende Kleinigkeiten des Politbetriebs (auch wenn Betty Wulff und ihr Ex wie üblich zu viel Platz einnehmen), zum anderen aber lädt es im Zwielicht der NSA-PRISMereien zum flotten Zuendedenken ein – denn Adamek konstatiert ja ganz korrekt, dass der spannendste Teil aller Machtspiele eben jener ist, denn wir Sofakartoffeln nicht zu Gesicht und Gehör bekommen: „Die da oben“ oder auf dem Weg dorthin wissen viel voneinander, behalten dieses Wissen aber in der Regel für sich (respektive unter sich, BILD und Spiegel inklusive), sofern es nicht opportun erscheint, Leute wie Köhler oder DSK aus dem Verkehr zu ziehen (sic, meinetwegen). Was das mit PRISM zu tun hat? Na, vorsichtig formuliert: Ob die NSA nun von uns Normalkoffern weiß, welche Bücher wir lesen oder welche Pornos wir herunterladen, ist – vulgo – komplett latte, da wir ja nicht nach Macht streben, nichts besitzen und daher auch vor nichts Angst haben müssen. Nur: Wenn wir jetzt endlich mal Russell Tice zuhören (Links bei Mathias Bröckers), kommen wir kaum mehr um die vollständig beunruhigende Schlussfolgerung herum, dass unsere seit 2002 kollektiv und komplett abgehörten und gespeicherten Richter, Generäle, Gewählten und Mächtigen sämtlich nicht nur erpressbar sind, sondern längst erpresst. (Alle Aufrufe en die „vierte Gewalt“, sich dieses Sachverhalts anzunehmen, dürften allerdings daran scheitern, dass unsere Presse seit Jahrzehnten willigst mitspielt.)
So lesen wir also mild amüsiert Adamek und trösten uns gefälligst damit, dass es fast allen anderen sogar noch schlechter geht als uns. Immerhin schießt uns der (seit 2004 komplett abgehörte, gespeicherte und garantiert nicht mehr erpressbare) US-Präsident keine Drohnen in die Hochzeitstorten und sperrt uns auch nicht prozesslos für immer auf einem Karibikfelsen ein, also wollen wir mal nicht meckern über unser neofeudales Los. Und Macht – hey, das sind nicht direkt breaking news -, Macht gab´s Zeit unserer aufrechtgehenden Geschichte nie für lau, sondern von Anbeginn nur im Tausch gegen Anstand und Seele.
Sascha Adamek – Die Machtmaschine: Sex, Lügen und Politik (Heyne 2013, 352 S. 19.99 €)