Bewunderer der „Schwarmintelligenz“ vergessen gern, dass das kluge Verhalten von Ameisen, Bienen und Delphinen eben nicht auf Menschen übertragbar ist, weil Schwarmintelligenz eine unausgesprochene Prämisse voraussetzt, die uns Menschen fehlt. Ameisen und Konsorten sind auf Kooperation programmiert, also smart, wir hingegen streben nach individuellem Erfolg, sind folglich Konkurrenten (und halten das nach einigen Jahrhunderten Darwin-und-Kapitalismus-Gehirnwäsche auch noch fälschlich für „natürlich“). Mangels Reflektion, Gemeinschaftssinn und Moral ist unser Schwarmverhalten wegen dieses Kernfehlers generell irreführend (sic), denn während Ameisen gar nichts anderes sehen können als das Große Ganze, sehen wir alles andere, also vorwiegend uns selbst. Deshalb können auch Eltern in Umfragen angeben, sie befürchteten, dass es ihren Kindern einmal schlechter gehen wird als ihnen selbst, ohne daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Immerhin ist aber die Flugrichtung, die der Menschenschwarm einschlägt, auf diese Weise ein sicherer Hinweis darauf, wo das Ziel garantiert nicht liegt, und so ist die ganze Egomanenbande dem intelligenten Beobachter doch eine große Hilfe auf der Suche nach Wahrheit und Weltverbesserungskursen. Sobald wir den Schwarm aufbrechen sehen, können wir uns gefahrlos in die Gegenrichtung aufmachen, im sicheren Wissen, irgendwo dort fündig zu werden.
(Tatsächlich verhilft dieses Wissen nicht nur zu Gelassenheit, wenn der dumpfe Schwarm mal wieder begeistert aufbricht oder ebenso energisch gegen NSA-Windmühlen anbrummt, sondern ist sogar äußerst praktisch bei der Auswahl von Büchern und Filmen. Inzwischen kann man nämlich absolut sicher sein, dass jeder wahre Bestseller oder Blockbuster lupenreiner Schrott ist, und das erspart doch einige Zeitverluste.)