NSA-und-Ed-Snowden-Enthüller Glenn Greenwald wechselt vom Guardian zu Omygod bzw. Omidyar, Vorname Pierre, dem Gründer von eBay – um für und mit jenem sowie kolportierten 250 Millionen Dollar einen neuen Medienkonzern inklusive Nachrichtenportal aufzubauen. Omidyar (mit Gutmenschen-Image) wird von der FASZ mit den Worten zitiert, er wolle „Wege finden, Mainstream-Leser zu engagierten Bürgern zu konvertieren“, und allen lauten Zweifel zum Trotz (immerhin ist auch eBay eine Datenkrake) ist allein dieser Satz doch schon mal eine wohlklingende Maulschelle in Richtung des Ex-Journalismus. Denn eben jenes Ziel, „Leser zu engagierten Bürgern zu konvertieren“, verfolgen unsere Chefredakteure ja schon länger nicht mehr, ausdrücklich – nachzulesen in Dirk Flecks aufschlußreichem Gesprächsbericht „Die vierte Macht“ (Hoffmann & Campe). (Wer Fleck halbwegs aufmerksam liest, entnimmt den gehäuften Zitatzeilen der Macher erstaunt, dass Redakteuere von Dieckmann bis DiLorenzo sich komplett verpeilt vor jeder gesellschaftlichen Verantwortung drücken und sich aufs „reine Berichten“ rausreden, was – wie jeder Badeschwamm weiß -, nicht mal ginge, wenn man´s wollte, macht doch schon die Auswahl des Berichteten den Auswählenden zum Meinungsmacher.)
Jetzt muss also schon ein Datenunternehmer kommen und Spiegel, FAZ und Bäckerblume zeigen, was Journalismus heißt? Heißt das, die Luft ist raus aus dem ganzen blasierten Haufen, der jahrzehntelang unter dem Deckmäntelchen „freie Presse“ den Platz zwischen Industrieanzeigen mit wohlfeil unterhaltendem Unsinn füllen durfte? Äh. Ja.
Das Entsetzen hält sich in engen Grenzen – außer natürlich bei den Tools selbst, die sich immer noch Journalisten nennen. Inzwischen ähnlich beliebt wie Politiker, allerdungs von zirka 99,9% der Bevölkerung längst als korrupt erkannt, fragt sich die Mischpoke aber bis heute nicht, ob nicht vielleicht die ganze Zeit was nicht gestimmt hat mit ihrer zur Schau getragenen bräsigen Blasiertheit.
Es ist nicht schade um den Sack Zeitungen, den Springer gerade verscherbelt, und es ist erst recht nicht schade um den Spiegel, der nach kurzer letzter Boulevard-dpa-Zwischenstation hoffentlich umgehend ruiniert ist und ein Loch reisst, in dem wir echten Journalismus züchten können. Und sofern das Publikum dafür weiterhin nicht bezahlen will, müssen wir´s halt mit dem Geld von Omygod und Co-Demiurgen versuchen. (Keine Sorge, für die Enthüllungsberichte über eBay wird schon die Washington Post sorgen, denn die gehört ja jetzt Jeff Bezos´ amazon.)