Die dritte Staffel von „The Walking Dead“ ist für Harburger nicht schockierend, für uns ist das alles bloß optischer Alltag (jedenfalls in der Fußgängerzone). Die Serie hat sich aber jedenfalls wider Erwarten nicht totgelaufen (sorry …), sondern entwickelt sich folgerichtig weiter – Panik und Sorge wegen der „Walker“ lassen bei den Protagonisten wie beim Publikum nach, das Ausschalten der widerwärtigen Untoten gerät zur fast beiläufigen Splatter-Routine, und in den Vordergrund treten mit Staffel 3 endgültig die wahren Monster, also: des Menschen Wolf, die anderen Menschen. Derer gibt es nämlich doch einige mehr als unser bislang doch sehr einsames tapferes Dutzend, und der Antagonist der dritten Staffel, der „Gouverneur“, ist tatsächlich schaurig gelungen (sowie dankenswerterweise wenigstens minimal weniger abgrundteuflisch gestaltet als in den Comic-Vorlagen, aber bei Umsetzung derer hätte man aus „FSK 18“ vermutlich „FSK Alle“ machen müssen. Überdies dürfte den Machern von „Walking Dead“ der Preis für die erschütterndste Serienepisode aller Zeiten bis auf weiteres nicht mehr zu nehmen sein, jedenfalls fehlt mir die Phantasie, wie man die # 4 dieser Staffel in dramatisch-emotionaler Hinsicht jemals übertreffen sollte. Sollte so was je wieder vorkommen, bitte ich um einen Spoiler zur rechten Zeit, denn dann sehe ich mir das nicht an.
Leicht unwohl ist mir trotzdem, trotz der künstlerischen Höhe, auf der die AMC-Toten so erfolgreich wandeln. Denn die Vorbereitung auf die Endzeit nimmt ja tatsächlich immer kernigere Kunstform an, und so wir alle von „The Walking Dead“ lernen, stehen Empathie und Zusammenhalt ab kurz danach nicht mal mehr unter ferner liefen auf dem Optionsplan in Sachen Verhalten. Was die ganze Endzeit dann noch ein bißchen finsterer machen wird oder wenigstens zügiger tödlich für 95% der Bevölkerung.
Noch erheblich unappetitlicher als TWD kommt mir allerdings in diesem untoten Zusammenhang die vom US-Verteidigungsministerium gesponsorte Zombie-Variante vor, denn World War Z ist wirklich schlimmer Schrott resp. eine den Powers To Be äußerst dienliche Dystopie. Immerhin wird hier als „gesetzt“ quer durchs Popcorn-Kino propagiert (Widerspruch ist zwecklos): a) das Ende ist nah (wenn wir so weitermachen), b) es gibt keine Alternative VOR dem Crash, c) die Armee und einzelne Helden (alles US-Amerikaner und Israelis, gutaussehend) werden´s schon richten, d) die Palästinenser sind sowieso alle Zombies und d) die vertrauenswürdigste Institution der ganzen weiten Welt ist die WHO.
Dem Publikum scheint das inzwischen nicht mal mehr am Rande aufzufallen, denn World War Z erhält vom Schwarm eindeutig viel zu viele imdb-Sterne. Die dauernde Gehirnwäsche wirkt also offenbar gründlich; mit Zombies wär das nicht passiert.